Heidi 222 km 2025


Auf diesen Lauf hatte ich lange große Hoffnungen gesetzt. Nach meinem Ausstieg beim Mauerweglauf 2024 wollte ich unbedingt zeigen, was in mir steckt. Ich habe fleißig trainiert – zumindest, so gut es ging. Denn das Training lief… na ja, sagen wir: durchwachsen. Erst eine Erkältung, dann eine kleine Verletzung, und die ganz langen Einheiten kamen auch zu kurz. Trotzdem stand ich am Start in Celle – mental fokussiert, körperlich okay und mit einem Plan, der realistisch und (zumindest auf dem Papier) machbar klang: 2 km laufen, 1 km gehen. Damit wollte ich über 7 km/h im Schnitt bleiben.


Nach dem Start am Schlosspark lief es auch erstmal ziemlich gut – vielleicht sogar zu gut. Ich lief einfach durch, ohne meine Gehen-Laufen-Taktik. Erst so bei km 35 bis 40 dachte ich: Jetzt mal langsam, Meister!, und fing mit dem Wechseln an. In dem Moment lief ich neben einem anderen Teilnehmer, der die Idee auch ganz charmant fand. Gemeinsam ging’s weiter – mal durch kurze Schauer, mal unter blauem Himmel. Die Strecke war ein Traum: Wald, Heide, kaum Staub dank des feuchten Bodens – fast wie eine Trailromanze mit matschigen Schuhen.


Bis VP4 bei km 111 ging es mir – den Umständen entsprechend – ziemlich gut. Keine gravierenden körperlichen Probleme, nur ein paar Blasen von den nassen Schuhen, ein ziehender Schmerz im linken Fuß und ein rechtes Knie, das manchmal zickte. Also alles ganz normal für einen Ultralauf. 


Hinter VP4 ging’s weiter durch unendlichen Wald und Felder mit mehr Wasser als Boden. Die Laune war erstaunlich stabil, aber mein linker Fuß hatte andere Pläne. Der Schmerz wurde stärker – richtig stark. Laufen ging kaum noch, also wandelte sich das Ganze immer mehr zum Wandertag. Hinter VP5 bei km 134 war dann Schluss mit lustig: Ich konnte nur noch kurze Stücke traben, und selbst das Wandern tat ordentlich weh.

Nach weiteren 10 km hatte ich das Gefühl, der Fuß gehört nicht mehr mir. Ich war bei 4 km/h angekommen und musste ständig Pausen machen, weil jeder Schritt schmerzte. Dazu kam der Regen – der nicht aufhörte, sondern immer schlimmer wurde. Ich war komplett durchnässt und fror. Der Fuß dick, die Motivation dünn.

Am VP6 traf ich die schwerste Entscheidung: Ich steige aus.

Nicht weil ich gar nicht mehr konnte – ein paar Kilometer hätte ich noch gekrochen – aber weil ich wusste: Jeder weitere Schritt heute kostet mich Wochen an Regeneration. Ich hatte 158 km auf der Uhr. Klar, 222 wären schöner gewesen. Aber ich weiß, dass ich stärker zurückkommen werde.


Ein riesiges DANKE an Oliver und das fantastische Heidi 222-Team! Ich weiß, es war sicher nicht leicht, alle bei Laune zu halten – aber ihr habt’s geschafft. Essen, Trinken, Dach über’m Kopf und immer wieder ein aufmunterndes Wort. Ihr habt alles gegeben. Und ich auch. Dieses Mal hat’s nicht gereicht – aber das war noch nicht mein letzter Lauf.

Bis bald – mit heilen Füßen und neuen Träumen. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

WWW Extrem-Extrem 2023

Weserbergland, August 2019