Mammutmarsch Berlin August 2020

Wenn man einen 100-km-Marsch bereits mehrmals gefinisht hatte, dann weiß man trotzdem nicht so viel darüber, nur eins - man kann es schaffen. Wir können es schaffen. Ich kann es schaffen.

Wir (Rolf, Andreas und Maksim) haben uns bei dem Mammutmarsch 2018 in Berlin kennengelernt. Genau hier begann die Geschichte von WWW. An dem Tag haben wir uns unter den Tausenden von Wanderern gefunden und seitdem waren wir häufiger gemeinsam unterwegs. 



Gestartet bei der Mittagshitze gegen 12 Uhr haben wir in Berlin ziemlich schnell realisiert, dass die Tour zum einem hartem Gewaltmarsch werden wird. Die Hitze kostete uns viel Kraft, sodass bei VP1 (nach 20 km) bereits ein alkoholfreies Weizen getrunken wurde, das es sonst erst am Ziel gibt!



Nach dem Bier ging es etwas leichter, aber nur einen kurzen Moment. Nach zehn weiteren Kilometern konnten wir kein Wasser mehr trinken, obwohl wir unendlichen Durst hatten. Hinzu kamen die ersten Blasen…

Inzwischen lief eine Läuferin mit uns. Paulas Freundin war bei VP1 ausgestiegen und sie machte alleine weiter. Die zwei nächsten Stunden vergingen ziemlich schnell durch die Gespräche mit Paula aus Stuttgart. Wir redeten über alles in der Welt, nur selten über den anderen Begleiter - die unerträgliche Hitze. Die Kilometer vergingen sehr schnell dabei. Zwischendurch packte Andreas frische Gurken aus, die wir buchstäblich inhalierten (Bestes Wanderer-Essen, vor allem bei den Temperaturen!). Wir versuchten, Paula zu motivieren, mit uns gemeinsam zum Ziel zu wandern. Jedoch war die Entscheidung bald getroffen, sie stieg bei VP2 (nach 40 km) aus und fuhr zur Freundin (wahre Freundschaft!). 



Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Die Temperaturen wurden milder und ein kurzer Regen sorgte für eine Abkühlung. Bei einsetzender Dämmerung trafen wir noch eine Wanderin, Mona, die allein unterwegs war. Sie hatten wir bereits kurz vor VP2 angesprochen. Ihr Wanderkollege hatte da starke Knieschmerzen und wollte aussteigen. Wir schlugen natürlich vor, gemeinsam durch die Nacht zu wandern. Wir kennen es - nachts muss man zusammenhalten. Sie konnte zudem unser Tempo eine ganze Weile halten.     


In der Nacht wurde kaum gesprochen. Wir genossen die Geräusche der Natur und „fraßen“ dabei die Kilometer. Die Müdigkeit stieg auf und wir gingen weiter nur dem Licht der Stirnlampe nach. 


Bei VP3 gab eine warme Suppe, ordentlich Gewürzgurken und dazu einen Instant-Kaffee sowie irgendetwas, was danach im Bauch murmelte. Die Beine trugen uns weiter und wir Drei waren guter Hoffnung, dass Mona mit der roten Hose diesen Marsch sehr gut schaffen könnte. Man darf in dem Moment nicht anfangen zu rechnen, dass noch ca. 40 km offen sind, also noch acht bis zehn Stunden Marsch anstehen. Die Füße taten schon so früh weh, dass man schon leicht genervt fragte: „Wann kommt die Sonne?“



Gegen 6 Uhr folgte ein faszinierendes Bild. Erst kam der Freund von Mona vorbei und brachte uns einen Kaffee sowie einige Soft-Drinks und wir freuten uns sehr. Dann packte Mona ihren Fuß voller Blasen aus. Ab hier entschied nur noch der Kopf, die Schmerzen zu akzeptieren. Wir hatten mittlerweile alle Blasen an den Füßen, was bei anderen Märschen eine Ausnahme war. Die Beine und der Kopf waren so schwer… Für die Frage, was sich Wanderer wie wir in dem Moment denken, gilt meistens: „Warum zum Teufel mache ich es? Ich will nach Hause!“



An der Stelle trennten wir uns: Mona wanderte weiter mit dem Freund und wir gingen weiter zu dritt. Bei VP4 trafen wir sie kurz wieder. Wir waren überzeugt, sie würde es schaffen, nur nicht in 24 Stunden.



Das letzte Stück der Wanderung ging überwiegend durch die Stadt. Nach dem Sonnenaufgang wurde es schnell wieder heiß und wir versuchten uns zu beeilen. Doch die Kräfte dafür gingen aus. Wir machten unsere traditionelle Pause bei Kilometer 90 mit einem Monster-Energydrink. Der gab uns noch etwas Kraft, um die letzten 10 km zu packen.



Wir könnten über die letzten Kilometer viel schreiben, vor allem über die Schmerzen, die man in dem Moment hat. Will man wieder das krasse Wetter erwähnen? Am Ende hat es keine Rolle gespielt, als wir am Ziel waren und gemeinsam unseren Erfolg feierten. Wir haben es wieder geschafft. 23 Stunden 55 Minuten, so langsam waren wir noch nie. Das beschreibt auch die Schwierigkeit dieses Mammutmarsches. 


Nach dem Finisher-Bier, sitzend auf der Bank im Schatten sahen wir eine bekannte Figur mit roter kurzer Hose: Mona! Sie hatte es geschafft! Wir liefen schnell runter zum Ziel und feierten sie ab! 



Am Ende zählt nur das Ziel (Autor ist unbekannt).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heidi 222 km 2025

WWW Extrem-Extrem 2023

Weserbergland, August 2019